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Dorothea
Walz / Reinhard
Düchting (Hg.)
Marsilius
von Inghen
Gedenkschrift
1499 zum einhundertsten Todestag des Gründungsrektors
der Universität Heidelberg
[Lateinische
Literatur im deutschen Südwesten Bd. 1]
2008,
geb., 174 S., 5 Abb., 19,80 € [D], ISBN 978-3-86809-007-9
[Die
Drucklegung dieses Bandes wurde gefördert durch die
Stadt-Heidelberg-Stiftung]
Heidelberg,
1499: Die Heidelberger Humanisten mit Jakob Wimpfeling
an der Spitze besinnen sich mit einer bunt zusammengesetzten
Gedenkschrift, gedruckt in Mainz bei Peter Friedberg
und in 30 gezählten Exemplaren erhalten, auf den Gründer
ihrer Universität, Marsilius von Inghen († 1396). Mit
seiner »via Marsiliana« hatte der von der Universität
Paris kommende Marsilius eigene Akzente in der europäischen
Geistesgeschichte gesetzt. Ein bewegtes und vom »Wegestreit«
geprägtes Jahrhundert ist seit seinem Tod vergangen,
nicht nur in Heidelberg, sondern auch an fast allen
europäischen Universitäten: Galt Marsilius von Inghen
in der Tradition der Nominalisten des 14. Jahrhunderts
wie Wilhelm von Ockham, Gregor von Rimini und Johannes
Buridan noch als »modern«, gewannen im Lauf der
Zeit die Realisten als die »antiqui« mit ihren Schulhäuptern
des 13. Jahrhunderts Thomas von Aquin, Albertus
Magnus und Duns Scotus immer mehr an Gewicht. Die
Gedenkschrift für Marsilius von Inghen bedeutet somit
eine emotionsgeladene Verteidigung der »via moderna«.
Hat dieser Wegestreit am Ende des 15. Jahr- hunderts
überhaupt noch Relevanz oder handelt es sich nur um
Haarspaltereien eines überholten Wissenschaftssystems?
Jedenfalls bedeutet die Gedenkschrift, die hier
erstmals kritisch herausgegeben und kommentiert wird,
ein einzigartiges Zeugnis für die Geschichte der
Universität Heidelberg und für den Übergang von der
aristotelischen Scholastik des Spätmittelalters zu einem
alle Wissensgebiete tiefgreifend verändernden
Humanismus der frühen Neuzeit.
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