B Ü C H E R                A U T O R E N                V E R L A G               

Psychohistorie

Ludwig Janus

Menschheitsgeschichte als psychologischer Entwicklungsprozess

2009, kt., 343 S., 28,00 € [D], ISBN 978-3-86809-015-4

 

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Das Geschehen der Geschichte wird  von Menschen aus ihrem Verständnis von sich selbst
und der Welt und ihren Wünschen, Sehnsüchten und Angsten gestaltet und getragen.
Dies ist ein neuer Gesichtspunkt. Im Mittelalter war Geschichte vor allem  Heilsgeschichte,
dann im 19. Jahrhundert wesentlich  Herrschergeschichte und im 20. Jahrhundert auch Sozial-
geschichte. Aber psychologische Gesichtspunkte spielten bisher kaum oder nur marginal eine
Rolle. Hier setzt nun die Psychohistorie an und nutzt das große Potential der Tiefenpsychologie
und Psychoanalyse für ein Verständnis der  inneren Dynamik des geschichtlichen Prozesses.

Ausgangspunkt war dabei die Beobachtung, dass wir als Erwachsene das in unserem Leben
inszenieren, was wir als Kinder erfahren haben. Die Sozialisationsbedingungen der Kinder sind
eine bedeutsame historische Kraft, wie ebenso die Bemühung der Eltern, den eigenen Kindern
bessere Bedingungen zu vermitteln, als  sie sie selbst erfahren  hatten. Verbesserte soziale
Beziehungen zwischen Eltern und Kindern bedeuteten gleichzeitig eine Verbesserung der
sozialen Beziehungsstruktur in der Gesellschaft und neue Möglichkeiten der Kooperation.

Dabei stehen soziale und technische Erfindungen in Wechselwirkung zur immer komplexeren
Persönlichkeitsstruktur, wie sie sich im Lauf der Geschichte entwickelte. Die Geschichte
erscheint  in dieser Sicht als ein erstaunlicher Lern- und Selbstbildungsprozess, der insbesondere
auch zur Entwicklung unserer modernen Identität und der Differenzierung unserer persönlichen
Handlungsmöglichkeiten geführt hat.  Unser heutiges  Ich ist ein Produkt der Geschichte.

Die Psychohistorie widmet sich der  wissenschaftlichen Erforschung dieser Zusammenhänge
und die vorliegenden Beiträge behandeln dieses Forschungsfeld und formulieren Grundfragen
und erste Antworten, die die Psychodynamik gesellschaftlicher Prozesse zu erfassen suchen.
Da die psychologischen Motivationen im gesellschaftlichen und politischen Leben so bedeutsam
sind, gewinnt die Psychohistorie eine zunehmende Bedeutung, wenn es darum geht, wie
verschiedene Gesellschaften mit unterschiedlichem historischen Hintergrund in einer globalisierten
Welt in einer verständigen  Weise miteinander umgehen können.